1. Oktober 2006, 26. Sonntag im Jahrekreis - Erntedank
Joh 2, 1 - 12
 
 
Wir haben eben das erste Wunder gehört, das Jesus im Johannesevangelium wirkt. Er ist mit seinen Jüngern auf einem Hochzeitsfest eingeladen Als der Wein ausgeht, verwandelt er Wasser in Wein, in ganz besonders guten Wein.
 
Schauen wir einmal auf unser Leben: Da überwiegt oft das Alltägliche, das Normale. Wir haben eigentlich alles, was wir brauchen, aber die Freude fehlt, die Begeisterung, die zündende Idee.
 
Man kann das in einem Bild ausdrücken, in dem Bild, das im Evangelium gebraucht wird: Wir haben keinen Wein mehr.
 
Manchmal leiden wir auch wirklich unter einem Mangel: wir haben nicht genug Zeit, zu wenig Geld, keine Freunde, nicht das gewünschte Spielzeug. Wir haben keinen Wein mehr.
 
Und dann geschieht es manchmal ganz unerwartet: Jemand nimmt uns in den Arm - wir lesen einen Satz, der uns Mut macht - wir erleben einen Sonnenuntergang - wir haben ganz viel Spaß miteinander, auch ohne Spielzeug. Plötzlich sieht alles ganz anders aus, das Leben hat wieder Glanz und wird von Freude getragen. Wenn aus der Erfahrung des Mangels trotz allem auf einmal eine Fülle aufscheint, entdecken wir etwas Tieferes im Leben, das uns vorher verborgen war.
 
Heute feiern wir in unserer Gemeinde Pfarrfest. Wir feiern die Erfahrung, daß sich in der Gemeinschaft mit Jesus und miteinander vieles wandeln kann. Wir feiern, daß wir oft reich beschenkt werden, wo wir es nicht erwartet hatten. Wir feiern unseren Gemeinde - Erntedank: Dank für alles, was Gott für uns wandelt, damit wir leben können.
 
Uns sind in der Vorbereitungsgruppe viele eigene Erfahrungen dazu eingefallen und jeder könnte hier vor der Gemeinde von seinen Erlebnissen erzählen. Wir möchten aber lieber allen die Zeit geben, einmal für sich nachzudenken: Was ist mein Erntedank heute? Wann gab es für mich Momente, wo sich Wasser in Wein verwandelt hat - hier in der Gemeinde, Zuhause oder ganz woanders?
 
Wir laden Sie und euch alle ein, eine Zeit darüber nachzudenken .Wer möchte, kann seine Erfahrungen auch auf einem der bunten Zettel aufschreiben und zum Mittelgang durchgeben. Vielleicht wollen die kleineren Kinder in dieser stillen Zeit etwas malen.
 
In einigen Minuten werden Kinder mit den Körbchen herumgehen und sammeln dann die Zettel ein. Sie leeren sie in unser Weinfaß, das hier vorn steht. Und damit wir unsere Erfahrungen teilen können, laden wir ein, sich nach dem Gottesdienst einen Zettel aus dem Faß zu nehmen und so den Dank eines anderen Menschen mitzunehmen.
 
Die Gottesdienstgemeinde schreibt zu leiser Musik…..
 
Elisabeth Kübler-Ross, die bekannte Sterbeforscherin, wurde einmal gefragt, was sie im Rückblick auf ihr Leben bedauere. Sie sagte sinngemäß: Daß ich nicht genug gesungen und getanzt habe.
 
Vielleicht haben wir es  manchmal versäumt, aus Freude über den neuen Wein zu singen und zu tanzen? Vielleicht waren wir schon wieder im Alltag gefangen, ohne gefeiert zu haben?
 
Heute ist der Tag dafür: Jesus lädt uns ein, das Leben zu feiern und es heute auch gemeinsam zu tun. Viel „Wein“, viele gute Erfahrungen, die von Ihnen aufgeschrieben worden sind, sind in diesem Faß zusammengekommen.
 
Hören wir zum Feiern noch einmal einen Satz aus der Lesung:
 
„Ihr werdet essen und satt werden und den Namen des Herrn, unseres Gottes, preisen, der für euch solche Wunder getan hat.“
 
Anregung für die Leser dieser Gedanken: Vielleicht gibt es heute einige Minuten Zeit, in denen Sie für sich nachdenken können, welche guten Erfahrungen Ihnen geschenkt worden sind, gerade als Sie diese nicht erwarten konnten. Wo haben Sie vielleicht erlebt, daß „Wasser in Wein“ verwandelt worden ist und können solche Hoffnungserfahrungen vielleicht sogar auf die Kraft Gottes zurückführen?
 
Das Gottesdienstvorbereitungsteam von St. Familia