Liebe Gemeinde!

Seit 2015 engagiert sich unsere Gemeinde im “Kirchenasyl”. Das heißt: Wir haben immer wieder Menschen aufgenommen, die als Flüchtlinge in Gefahr waren, in ihre Heimat oder in ein anderes europäisches Land abgeschoben zu werden. Durch die hohe Zahl der Flüchtlinge hat dieses Thema in den vergangenen Monaten eine zunehmende Bedeutung bekommen. Derzeit sind wir in unserer Gemeinde tatsächlich für 22 Flüchtlinge verantwortlich; die meisten von ihnen sind im Kirchenasyl. Es sind Menschen aus Eritrea, Afghanistan, Iran, Syrien und Somalia, fast alle zwischen 18 – 22 Jahre alt.

Uralte Tradition
Das Kirchenasyl ist eine uralte Tradition, das allerdings keinen eigenen Rechtsstatus hat. Dies bedeutet, dass die Polizei jederzeit das Recht hätte, diese Menschen, die ja keinen gültigen Aufenthaltsstatus haben, abzuschieben. Allerdings respektiert der Staat die kirchlichen Gebäude und dringt nicht mit Polizeigewalt bei uns ein.

Kein rechtsfreier Raum
Da die Kirchen ja kein rechtsfreier Raum sind, setzt uns die Gewährung von Kirchenasyl in eine hohe moralische Verantwortung, mit diesem Instrument sorgfältig umzugehen und in jedem Einzelfall die Umstände zu prüfen. Wir nehmen nur Menschen ins Kirchenasyl auf, die unter einer besonders schwerwiegenden humanitären Belastung leiden (psychische oder körperliche Erkrankung, traumatische Erfahrungen, die eine Abschiebung unmenschlich machen u.ä.).

Die bisherige ablehnende Entscheidung noch einmal überprüfen
Das Kirchenasyl gewährt dem Staat eine Frist, seine bisherige ablehnende Entscheidung noch einmal zu überprüfen. Bisher haben alle Menschen nach dem Kirchenasyl ein Aufenthaltsrecht bekommen. Das zeigt, dass sich der Staat unserer Argumentation und unserer Sicht bisher jedes Mal anschließen konnte.

Hohe Akzeptanz in unserer Gemeinde
Ich bin sehr dankbar, dass unser Umgang mit den geflüchteten Menschen in unserer Gemeinde eine sehr hohe Akzeptanz erfährt. Die Gremien (Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat) tragen diese Arbeit voll und ganz mit. Sowohl der Bischof als auch der Generalvikar sind informiert. Auch wenn die inhaltlichen Entscheidungen und die Verantwortung bei der Gemeinde liegt, haben wir die grundsätzliche Unterstützung des Bistums.

Ihr Pfr. Harald Fischer