Seit einiger Zeit versehen Frauen und Männer aus unserer Gemeinde den Kantorendienst in den Messfeiern. Dieser Dienst ist nicht in erster Linie eine Frage der Entlastung des Zelebranten oder der Gemeinde, und auch nicht der Ausgestaltung des Gottesdienstes durch Vorsängerinnen und Vorsänger. Der Kantorendienst ist Glaubensverkündigung und Glaubenserfahrung, so wie sie andere Gemeindemitglieder im caritativen Dienst leben und erleben, in der Betreuung von Hilfsprojekten, im Besuchsdienst, beim Ministrieren, in der Jugendarbeit, in ihrem Alltag.
Singen ist eine spezielle Form von Verkündigung, die den Körper anspricht und in Schwingungen versetzt, die auf Widerhall angelegt sind, Resonanz braucht.
Wenn am Heiligen Abend das "Stille Nacht" in der Kirche gesungen wird, ist dies einer der Momente, in denen Glaubenserfahrung besonders spürbar wird. Aber nicht immer sind die Gefühle, die mitschwingen, so wohltuend und eindeutig. Gerade in der Tradition der Psalmgesänge aus dem alten Testament wird das Ringen um Gott und mit Gott auch immer wieder in Bildern der Gewalt hörbar, wird die Stimme des Zorns, der Wut der Verzweiflung laut - und bleibt es doch nicht der letzte Ton. Der Kantorendienst kennt viele verschiede Arten des Gesangs und Wechselgesangs im Rahmen der Messfeiern.
Jüdische und klösterliche Traditionen finden hier genauso Eingang in den Gottesdienst wie Gesänge aus dem neuen geistlichen Liedgut. Da der Gesang zu einer Bereicherung der liturgischen Feier wird, ist er nicht nur Aufgabe der Sängerinnen und Sänger, für die der Regionalkantor Thomas Pieper regelmäßig auch Fortbildungen anbietet, sondern diese tiefere spirituelle Erfahrung wächst aus dem Dialog mit dem Einüben in der Gemeinde. Alle sind eingeladen, so wie sie es können, den Klang des lebendigen Wortes weiterzutragen und sich von ihm berühren und durchdringen zu lassen.